Bay of Plenty - eine Bucht für Viele(s)
14.07.2016Neuseeland, Nordinselabenteuer
3.5 (2 Bewertungen)Bay of Plenty
Nach 4 langen Wochen Gisborne wird es für uns Zeit zu gehen. Man muss sich auch mal trennen können und Platz für was Neues schaffen. Außerdem haben wir genug gepackt, gestapelt, gezurrt, sortiert, geklebt und sauber gemacht. Jetzt wollen wir endlich mal wieder was Erleben!
Friss unseren Staub Gisborne!
Wir starten Anfang Juli nordwärts, um die so genannte Bay of Plenty (reichhaltige Bucht) zu durchstreifen. Die obligatorische Fahrt ans East Cape lassen wir ausfallen, denn die Wettervorhersage sieht - gelinde gesagt - gruselig aus. Unser erster Stopp unterwegs führt uns an die Tauranga Bridge: Eine alte Holzbrücke, an der wir auf 2 junge Jäger treffen und plauschen. Für uns Deutsche ist das sehr spannend zu sehen, dass hier jeder Einheimische das Recht hat, in ausgewiesenen Gebieten zu jagen. Leider waren die Beiden erfolglos im Gegensatz zu uns: wir haben erfolgreich wilde Minze am Flussufer erlegt. Unterwegs zwingt uns der atemberaubende Anblick von White Island zu einem weiteren Zwischenstopp. Von einer kleinen Anhöhe aus sehen wir, wie die majestätische Rauchfahne der Vulkaninsel im Meer emporsteigt. Was für ein Fotomotiv mit Gänsehautfaktor.
Brot bei die Fische & die Seherhöhle
Wir erreichen am späten Nachmittag Whakatane und machen uns erstmal ein bisschen mit dem schnuckeligen Örtchen vertraut. Es ist zwar klein, aber es gibt etliche Restaurants & Bars und erweckt den Eindruck von florierendem Leben. Den folgenden Tag beginnen wir entspannt und mit einer niedlichen Begegnung: Ein kleines Mädchen füttert mit ihrem Papa Brot an die wilden Aale (es handelt sich um die endemische Art longfin eel), die in dem kleinen Bächlein leben. Als wir an Ihnen vorbeikommen, lädt uns die Kleine sofort dazu ein, auch Brot an die Fische zu verfüttern. Das macht Spaß und wir kriegen einen guten Ausblick auf die Tiere. Den Nachmittag nutzen wir um den Heritage walk durch den Ort zu machen. Es ist ein gemütlicher Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein. Der Walk führt uns zu verschiedenen Skulpturen und magischen Plätzen, die auf die frühere Maori Besiedlung zurückgehen. Besonders beeindruckend ist zum einen die Muriwai Höhle, in der bis zu deren Zusammenbruch eine Seherin gelebt hat. Sowie der Pohaturoa, ein monumentaler Berg, der auf Grund seiner rituellen Bedeutung heilig (tapu) ist. Zudem leisteten hier 1840 die lokalen Ngati Awa Häuptlinge ihre Unterschrift unter die Geburtsurkunde Neuseelands (Vertrag von Waitangi). Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, interessiert euch sicher auch unser Besuch der Waitangi Treaty Grounds. Unser Weg führt uns entlang am Meer und wir können schöne Blicke auf den Hafen und die beeindruckende Skulptur der mutigen Kriegertochter Wairaka werfen.
Die Geschichte über Wairaka besagt, dass sie das Kanu (waka) mit dem die ersten Maori Siedler an dieser Küste anlandeten, rettete. Ihr Vater Toroa und seine Männer hatten das Kanu verlassen um die lokalen Anführer zu begrüßen, als die Gezeiten sich plötzlich wendeten und das Kanu zu kentern drohte. Obwohl es ihr als Frau nicht erlaubt war (tapu) das Kanu zu lenken, griff sie beherzt ein, um alle Frauen an Board zu retten.
Eben jener Krieger Toroa bekam von seinem Vater 3 Orientierungspunkte genannt, um die fruchtbare Bucht wiederzufinden (sein Vater erkundete diese Gegend und sendete dann seinen Sohn zur Besiedlung). Neben der bereits erwähnten Höhle der Seherin sollte noch eine Wasserfall und eine Steinformation im Hafenbecken wegweisend sein. Die Steinformation wurde leider im Zuge des Schiffsverkehrs und unter vehementem Protest der Maori Gemeinde abgetragen. Die Wairere Falls dagegen hört man schon von Weitem den Berg hinunterdonnern. Und einen schönen Kinderspielplatz (die Kids waren barfuß bei Temperaturen an die Null Grad!) geben sie offenbar auch ab.
Wo ist eigentlich dieses Car Glass wenn man es mal braucht?
Also die neuseeländische Version davon heißt Smith & Smith und eben jene suchen wir nun am folgenden Tag auf. Grund dafür ist ein Steinschlag in der Frontscheibe unseres Marty, der nach Reparatur verlangt. Glücklicherweise schließt unsere Versicherung auch Glasschäden ein und so machen wir uns relativ entspannt auf den Weg zur AMI (unsere Versicherungsgesellschaft), um den Schaden zu melden. In der Zwischenzeit legen die fleißigen Smiths schon mal Hand an und versiegeln Martys kleinen Schönheitsfehler. Als die Versicherung bei der Reparaturfirma anruft, um grünes Licht zu geben, ist Marty schon längst wieder einsatzbereit. Das nennen wir tollen Kundenservice.
Falscher Alarm und echte Freunde
Am Abend suchen wir einen neuen Stellplatz und machen es uns in Ohope, direkt am Strand gemütlich. Es ist wirklich herrlich ruhig hier. Außer einem anderen Ford Econovan ist es menschenleer und man kann einen beeindruckenden Sternenhimmel beobachten. Wir sind gerade mitten beim Kochen, als plötzlich eine lautstarke Sirene die Ruhe durchbricht. Nachdem diese bedrohliche Sirene dann das 10te Mal aufgeheult hat, werden wir etwas unruhig. Wir verstauen alles so schnell es geht und machen uns zum Aufbruch bereit. Wir haben ein mulmiges Gefühl dabei, so nahe am Meer zu stehen und diese blöde Sirene hört einfach nicht auf zu lärmen. Aber halt: bevor wir fahren, müssen wir noch dem anderen Van Bescheid sagen. Vielleicht schlafen die und haben es nicht gehört. Bianca geht hinüber und nach kurzer Unterhaltung ist klar, dass die Beiden auch nicht wissen, was los ist. Daher fahren wir sicherheitshalber in Richtung Stadt und suchen nach Anzeichen hektischen Geschehens und Evakuierungsaktivitäten. Aber nichts dergleichen. An der Tankstelle füllt ein Mann seelenruhig seinen Truck auf. Ihn fragen wir auch direkt nach der Sirene und er meinte es handele sich um Feueralarm. Bei Tsunami-Warnung würde die Sirene nicht auf- und abheulen, sondern durchgängig Alarm schlagen. Das beruhigt uns ungemein und wir kehren zu unserem Stellplatz zurück.
Zumindest wissen wir, dass wir im Ernstfall in ca. 10min alles gepackt haben und abfahrtbereit sein könnten
Am nächsten Morgen kommen wir mit unseren Mitleidensgenossen der letzten Nacht ins Gespräch. Es stellt sich heraus, dass sie aus Frankreich kommen und schon ähnliche Erfahrungen im Arbeitsleben gemacht haben, wie wir. Allerdings sind sie bereits viel länger unterwegs und wir können so viel von ihren Erlebnissen lernen. Wir quatschen den ganzen Tag und die Zeit fliegt nur so dahin. Wir mögen sie auf Anhieb, wir verstehen einander und sind auf einer Wellenlänge. Es ist immer wieder toll, was man beim Reisen für liebenswerte und interessante Menschen kennenlernt. Wir tauschen unsere Kontaktdaten aus und freuen uns jetzt schon auf ein Wiedersehen.
Nach so viel Aufregung gönnen wir uns am Tag darauf ein bisschen Erholung und gehen abends endlich mal wieder ins Kino. Wir gucken den Kiwi Film „Hunt for the wilder people“ – einfach urkomisch und geniale Unterhaltung. Uneingeschränkt Empfehlenswert!
Tauranga – für uns eine Stadt mit kleinen Höhen und vielen Tiefen
Wir verlassen Whakatane am darauffolgenden Tag und machen unterwegs Zwischenstopp in Te Puke, dem Kiwifrucht Saisonarbeiter Mekka. Da am Wochenende aber keiner zu arbeiten scheint, fahren wir unverrichteter Dinge weiter nach Tauranga: Neuseelands am schnellsten wachsende Stadt mit einem der größten Frachthäfen. Wir erwarten eine lebendige Großstadt mit Allem, was dazugehört. Wir werden nicht enttäuscht - es ist laut, voller Menschen, Autos und überall Geschäfte und Lokale. Wir schlendern ein wenig durch die Innenstadt und verschaffen uns einen ersten Überblick über die Sehenswürdigkeiten Tauranga’s. Es scheint überschaubar zu sein. Ein Highlight der Stadt ist unbestritten der Mount Maunganui oder auch Mauao, der mit seinen 232m nicht zu übersehen ist. Jeder Einheimische mit dem wir gesprochen haben, hat uns gefragt ob wir den schon auf „the Mount“ waren.
Tatsächlich umrunden wir den Berg zunächst, bevor wir uns an den Auf- und Wiederabstieg wagen. Man hat wundervolle Aussichten und viele Spaziergänger nutzen den herrlichen Sonnentag, um den Berg zu erklimmen.
Aber sobald man den Berg geschafft hat, war‘s das dann auch schon so ziemlich mit den Sehenswürdigkeiten. Zudem kommt noch die Stellplatzsituation. Es gibt Unmengen an kostenfreien Stellplätzen in Tauranga, man hat eine riesige Auswahl. Wir finden es jedoch befremdlich, dass diese jeweils mit Toren gesichert werden und man nach 19Uhr nicht mehr rein bzw. vor 6Uhr morgens nicht mehr raus kommt. Was ist denn bitte wenn mal ein Notfall vorliegt?
Überhaupt kommen uns die Einheimischen hier eher skeptisch bis feindselig gegenüber uns Reisenden vor. Daher überrascht es eigentlich wenig, dass es schließlich zum so genannten „Tauranga Vorfall“ kommen musste
Es fing alles damit an, dass wir naiver weise dachten, es wäre eine gute Idee an einem sonnigen Tag unsere Wäsche zu waschen und zum Trocknen aufzuhängen. Bewusst haben wir uns für einen etwas abseitig gelegenen Platz entschieden, um unsere Wäscheleine zwischen einem Baum und Marty aufzuhängen. Darauf hängten wir gewaschene Wäsche, sowas wie Socken, TShirts, ja auch mal einen Schlüpfer auf. Das scheint einer älteren Dame im schicken Sportdress aufgefallen zu sein, denn sie macht fleißig Fotos und Videos von uns. Zuerst denken wir noch - was für ein Spaß. Bis sie plötzlich anfängt, uns zu beschimpfen. Was das doch für eine Frechheit wäre und das ja wohl niemand unsere Wäsche sehen wolle und überhaupt fände sie das Ganze ziemlich ekelhaft. Wir waren beide zunächst erstmal völlig geschockt und versuchten die Situation zu entschärfen. Aber die Lady ließ sich nicht von ihrer Meinung abbringen und auf die Frage, wohin wir denn gehen sollten, antwortete sie nur: „Go home“. Bäm. Das hat gesessen. 1:0 für die alte Lady.
So etwas hat bisher noch Keiner zu uns gesagt oder auch nur annäherungsweise erwähnt. Thomas holt zum Gegenschlag aus und schickt ihr ein gekonntes „Stupid old lady“ (dumme alte Dame) hinterher. Bäm. Das war der Ausgleich. Die Gute dreht sich um und verkündet mit Schnappatmung, sie sei doch gar nicht alt. Über das „dumm“ wollte sie wohl nicht streiten. Aber auf ihr Aussehen, da lässt sie nichts kommen.
Wir sind ziemlich geschockt und beschließen, Tauranga schnellstmöglich hinter uns zu lassen. Es ist ein bisschen schade, dass unser Eindruck der Stadt von einigen negativen Punkten verfärbt ist. Aber tatsächlich haben nun mal andere Städte und Gegenden einen deutlich besseren Eindruck hinterlassen. Mit quietschenden Reifen düsen wir davon und schwenken unser frischgewaschenes weißes Taschentuch.
Wir fahren bis zum kleinen Kiwifrucht Pflückerstädtchen Katikati und verbringen eine Nacht auf einem Stellplatz an der Küste. Wir sehen schon Gespenster, als eine Frau unter unserer neu gespannten Wäscheleine hindurch krabbelt und rechnen mit dem Schlimmsten. Aber sie ist sehr freundlich und hält typisch Kiwi einen kleinen Plausch mit uns. Da Katikati uns weder mit einem Job noch mit einer wirklich funktionablen Bibliothek überzeugen kann, ziehen wir geschwind von dannen.
Der Goldrausch hält an
Unser Weg führt uns nach Waihi, das eigentlich schon zur Coromandel Halbinsel gehört. Hier entdecken wir durch Zufall einen wunderschönen und lehrreichen Walk. Wir steuern zielsicher auf diese seltsame Kathedrale zu, die mitten im Ort steht. Dort angekommen bemerken wir, dass das Gebäude leer ist und mehr eine Ruine darstellt. Wir belesen uns und erfahren, dass es sich um ein altes Pumpenhaus handelt, das zur Martha Mine gehört. Neugierig geworden, folgen wir dem Rundweg und lernen, dass hier seit 1878 Neuseelands reichste Mine Gold zu Tage fördert. Nachdem im April ein riesiger Erdrutsch die Förderung unterbrochen hat, wird dort aktuell wieder gearbeitet und es soll noch bis 2020 gefördert werden. Rings um die Mine stehen interessante Relikte und Minenfahrzeuge ausgestellt. Wir sind schwer beeindruckt und fühlen uns berauscht vom Gold. Noch mehr beflügelt fühlen wir uns, als unsere neu gewonnenen französischen Freunde uns einen Job in Opotiki anbieten. Das ist natürlich ein Angebot dass wir nicht ausschlagen können. Und so beenden wir unseren kurzen Ausflug zur Coromandel Halbinsel und folgen dem französischen Ruf zurück in die Bay of Plenty.
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