Kiwigrün & Maori Dampfgarer
10.01.2018NeuseelandFoodblog
5 (3 Wertungen) Wellington
Was die neuseeländische Küche für euch bereithält
Unsere Top Food & Drink Empfehlungen für Neuseeland
- neuseeländisches Lamm
- TipTop Ice Cream
- lokale Weine und Craft-Biere probieren
Vom deutschen Bürostuhl rein ins neuseeländische Abenteuer. Die grüne Insel „neben“ Australien und unser Campervan Marty waren für ein Jahr lang unser Zuhause. Genug Zeit, um alles zu sehen? Bei Weitem nicht. Zumindest nicht nach unserem Geschmack. Neuseeland hat viel zu bieten: Von einmaliger Natur und freundlichen Menschen, über stolze Maori-Kultur bis hin zum Campervan-Lifestyle. Aber bleibt da noch Platz für kulinarische Genüsse? Ja, durchaus. Lamm, Hangi, Bierkultur und viele Einflüsse der internationalen Küche prägen Neuseelands kulinarische Landkarte. Was es sonst noch so zu schmecken gibt, lest ihr in diesem Foodblog „Kiwigrün und Maori Dampfgarer“.
Kiwigrüner wird’s nicht
Grün, grün, grüner geht’s nicht. Zumindest nicht ohne Photoshop. Die Wiesen, Wälder, Bäume, Farne strahlen in Neuseeland in verschiedenen Grüntönen um die Wette. Schön für’s Auge und für die vielen plüschigen Vierbeiner.
Zugegeben, mit einem schmalen Backpacker Budget ist es selten möglich, sich solche Köstlichkeiten zu leisten. Aber ab und zu muss man sich auch mal was gönnen. Zum Beispiel nach einem harten Tag in der Apfelernte oder beim Kiwibaumschnitt. Wenn man sich dann für neuseeländisches Lamm entscheidet, wird man nicht enttäuscht. Es ist zart, mild im Geschmack und auch vielseitig einsetzbar. Wir haben es in einem indischen Curry verwendet. Herrlich. Die Neuseeländer selbst lieben ihr Lamm auch. Jedoch herrscht die Meinung vor, dass das beste Lammfleisch nach Übersee exportiert wird. Nur die weniger qualitativen Stücke bleiben im Land und landen hier im Supermarkt. Wir können das nicht mit Fakten widerlegen, aber der Geschmack des Lamms hat uns völlig überzeugt.Und damit sind wir schon bei einem wichtigen Bestandteil der neuseeländischen Küche angelangt: Lamm
Dazu passt dann auch die klassische (britische) Minzsauce. Natürlich Röstgemüse und Kartoffeln aus dem Ofen. So sieht der perfekte neuseeländische Sonntagsbraten aus. Während unserer Volunteeringzeit auf Aroha Island, wurden wir von den Managern Simon und Wendy zu einem echt neuseeländischen Dinner eingeladen. Zwei herzensgute Menschen, deren Bekanntschaft zu machen für uns ein Privileg war. Die Bilder vom Dinner sprechen für sich.
Wem nun der Sinn noch nach einem Dessert steht, der wird in Neuseelands Tiefkühlfächern fündig. Dort lagert in den meisten Fällen eine Box von TipTop Icecream. Aber es ist kein gewöhnliches Eis, sondern kommt in unbekannten, leckeren Sorten wie Hokey Pokey, Cookies and Cream oder Orange Choc Chip vor. Absolut empfehlenswert mehrere Sorten zu testen und seinen persönlichen Favourit zu finden.
Britisches Erbe: von Fischen und heiligen Brötchen
Das britische Erbe lässt sich einfach nicht leugnen. So sicher wie die Queen auf ihrem Thron sitzt, kriegt man auch in Neuseeland eine ordentliche Portion Fish & Chips. Allerdings schwankt die Qualität erheblich. Nicht nur in der Wahl des Präsentiertellers (zwischen Zeitungspapier und recyceltem Pappkarton), sondern auch in der Auswahl des Fisches und der Saucen. Allerdings empfanden wir es stets als ehrliche, bodenständige Hausmannskost, die die ganze neuseeländische Familie (und uns Backpacker) erfreut.
Ein besonderer Reiz liegt natürlich darin, den Fisch vorher selbst den Fluten des Meeres zu entreißen. So geschehen auf Aroha Island, als 3 mutige Fischer hinausruderten um das Abendessen sicher zu stellen. Sie kamen mit stolzer Brust in den heimischen Hafen zurück. Und die Frauen machten sich an die Verarbeitung zu Fish & Chips. So schnell kann dieses Fast Food doch zum Gourmetessen werden.
Ein weiteres kulinarisches Erlebnis, das uns mit unserem Aufenthalt in Aroha Island verbindet, ist Ostern. In Deutschland gibt es ja unter Anderem traditionelles Osterbrot. In der neuen Welt und zuhause im britischen Königreich gibt es dagegen Hot Cross Buns. Dabei handelt es sich um gewürzte Rosinenbrötchen mit einem weißen Kreuz drauf. Sie werden erwärmt und mit viel Butter oder Marmelade an Ostern verputzt. Eine leckere Tradition.
Kiwi’s mögen es schnell und fettig
In jedem Örtchen gibt es mindestens einen Shop, der Fast Food anbietet. Die Kiwis lieben ihr schnelles, frittiertes, unkompliziertes Essen. Das gerne mit an den Strand oder Park genommen wird. Und die großen, fetten Fast Food Ketten sind leider auch überall präsent, besonders beliebt KFC. Aber auch kleinere Schnellrestaurants verkaufen allerlei Frittiertes. Eine Besonderheit sind die vielen Sorten von „Pie“ die angeboten werden. Diese Blätterteigpasteten gibt es mit den verschiedensten Füllungen wie Hühnchen Curry oder Steak Käse. Sie sind durchaus lecker und eine Kostprobe wert. Dass wir aus gesundheitlichen Gründen, jedoch eher Abstand nehmen von den „Genüssen“ des Fast Food, konnten die Einheimischen oft nicht verstehen. Die Frage was wir denn sonst essen würden, wenn nicht Essen vom Schnellrestaurant, kam nicht nur einmal. Aber tatsächlich ist ein Leben ohne Fast Food möglich. Ja sogar grandios. Vor allem unsere Essenskultur im Van. Aber dazu lest ihr demnächst mehr in unserem Foodblog Artikel: (Über-)Leben im Campervan.
Internationalität á la carte
Neuseeland ist ein Land der Einwanderer. Es ist eine sehr natürliche Reaktion der Zugezogenen, an Bekanntem festzuhalten. Asiatische, europäische und amerikanische Einflüsse bereichern nicht nur das Stadtbild, sondern auch die Speisekarten vieler Restaurants. Neuseeland scheint zunächst klein und weit entfernt vom Rest der Welt. Aber ein Blick in die multikulturellen Kochtöpfe überzeugt schnell vom Gegenteil. Für uns Backpacker ist so ein Besuch im Restaurant in Neuseeland kaum erschwinglich. Lebensmittel sind sehr teuer, besonders Milchprodukte, Fleisch, teilweise auch Obst und Gemüse, je nach Saison. Man lernt schnell auf die kleinen, orangen „reduziert“-Sticker im Supermarkt zu achten. Und es freut sich gar königlich, wenn man dann doch heruntergesetzten Käse oder Erdbeeren gefunden hat. Es stellt sich auch irgendwann eine gewisse Gewöhnung ein. Gerade wer länger in Neuseeland lebt, wird an den Punkt kommen, eben etwas mehr Geld für Essen auszugeben, um die Ernährung abwechslungsreich und gesund zu gestalten. Es gibt in den Supermärkten ein reichhaltiges Angebot an Bio Gemüse, Nüssen, Samen und auch die populären Superfoods wie Chia Samen, Goji Beeren oder auch Kokosnussöl haben ihren Stammplatz im Regal gefunden. Selbst für Allergiker und Menschen mit besonderen Ernährungsgewohnheiten gibt es beim Einkauf eine große Auswahl. Für uns in diesem Zusammenhang am wichtigsten:
In Neuseeland mangelt es an nichts, wenn man nur das nötige Geld mitbringt.Alternativen zu Kuhmilch. Die Bandbreite reicht da von laktosefreier Milch, über Mandel-, Kokos- bis hin zu Sojamilch
Es ist und bleibt Toastbrot
Eine Ausnahme bestätigt diese Regel allerdings krass: Brot. Für uns Deutsche gehört Brot zum Lebensalltag einfach dazu. Die Auswahl hier in Neuseeland allerdings ist erschreckend klein. Es gibt Toastbrot. Es gibt sogar welches mit Vollkorn und welches mit Sonnenblumen- oder Kürbiskernen drin. Doch es ist und bleibt Toastbrot. Da hilft auch kein Aufdruck „German Style“. Es ist weich, wabbelig, hat keine Kruste und man kann zig Scheiben davon essen, ohne was im Magen zu haben.
Man arrangiert sich mit vielen Dingen.
Aber frisches Vollkornbrot kann man einfach nicht durch Toastbrot ersetzen. Punkt
Auf’s Brot mögen es die Neuseeländer auch gern herzhaft. Vegemite (australischen Ursprungs) oder auch Marmite (gleiches Produkt, anderer Name) sind hier sehr beliebt. Es gibt unserer Meinung nach nur zwei Herangehensweisen an diesen interessanten Hefeextrakt-Brotaufstrich. Man liebt es oder man lehnt es dankend ab. Probiert haben sollte man es aber auch jeden Fall mal. Und dann gibt’s natürlich noch die allseits beliebte Erdnussbutter mit Marmelade. Wir haben sie lieben und schätzen gelernt. Ein gutes PBJ (Peanut Butter-Jam für die nicht Eingeweihten)-Sandwich geht einfach immer.
Mikrobrauereien mit Makrogeschmack
Aber man lebt ja bekanntlich nicht vom (Toast-) Brot allein, auch ein gutes Bier oder Weinchen darf es manchmal sein. Und da bietet Neuseeland mit 98 Brauereien wirklich überraschend große Auswahl. Es wird viel und gutes Bier gebraut. Der Trend geht dabei zur Mikrobrauerei und die Vielfalt an Kompositionen ist beeindruckend. Gerüchteweise werden auch dort die kleinen, erfolgreichen Brauereien langsam aufgekauft und in größere Unternehmen eingegliedert. Dennoch lohnt es sich, die verschiedenen Biersorten zu probieren und dabei etliche Schätze zu entdecken.
Und da die Bierflaschen üblicherweise im kompakten 0,33l Format daher kommen, kann man ohne böses Erwachen am nächsten Morgen genüsslich mehrere Sorten testen.Am meisten begeistert haben uns:
Moa, Macs, Boundary Road Brewery sowie Speights, Tui & Waikato unter den großen Sorten
Und wer es gerne etwas süßer mag, der kann als Alternative oder Ergänzung zum Bier gerne eine L&P trinken. Das steht für Lemon & Paeroa und es handelt sich um eine neuseeländische Limonade. Sie wird lokal in Paeroa gebraut und schmeckt süßlich mit Zitronennote. Wir haben sie gerne als Basis für ein erfrischendes Radler verwendet. Noch besser, als der Geschmack: Der Slogan. "World famous - in New Zealand".
In vino veritas
Wer sich eher auf Jahrgänge und Rebsorten spezialisiert hat, kommt in Neuseeland auf seine Kosten. Es gibt riesige Anbaugebiete in Hawkes Bay, Marlborough, Canterbury und Gisborne. Die Sortenvielfalt reicht von Sauvignon Blanc, Pinot Noir über Chardonnay und Gewürztraminer, Riesling und Pinot Gris. Auch hier gilt wie beim Bier, klein aber fein. Weinanbau ist eine noch relativ junge Industrie in Neuseeland, dafür aber umso ertragreicher. Mittlerweile hat sich der Export von Wein zum wichtigen Industriezweig entwickelt. Wir hatten das große Glück und Privileg, eine Weinverkostung mit unseren lieben französischen Freunden Miriam und Gaël mitzuerleben. Die beiden Weinexperten haben für das Weingut Giesen gearbeitet. Sie führten uns die Vielfalt des Weines vor und kredenzten auch die ein oder andere auserlesene Köstlichkeit im Glas.
Wir haben fachmännisch geschwenkt, gerochen, verkostet und ausgespuckt.
Frisch gepflückt ist doppelt genossen
Ebenso wie der Export von Wein, bietet auch Obst eine wichtige Einnahmequelle des neuseeländischen Staates. Jeder kennt sie und doch hat sie noch kaum einer so gegessen, wie wir: die Kiwi
Vergesst die grünen, haarigen Steine die es in deutschen Supermärkten zu kaufen gibt. Kiwis werden für uns nie wieder dasselbe sein. Nachdem wir die reifen Früchte direkt vom Baum gegessen haben, schmeckt alles andere nur noch fad.Äpfel dagegen zeigen sich in einem völlig neuen Licht. Wer unser Abenteuer über die Apfelernte in Neuseeland gelesen hat, weiß wieviel Zeit, Arbeit und Schweiß darin stecken. Nach dieser Erfahrung wissen wir, dass ein saftiger, knackiger Apfel Mutter Natur’s Antwort auf jeden Heißhunger nach Süßem ist.
Äpfel, Kiwi, Kirschen, Weintrauben, Orangen aber auch Avocado, Tomaten und etliche andere Gemüsesorten kann man je nach Saison guten Gewissens hier kaufen. Ohne dabei befürchten zu müssen, dass sie um die halbe Welt verschifft wurden. Wobei auch hier die Meinung unter den Einheimischen vorherrscht, dass das gute Obst und Gemüse exportiert wird und nur die zweite Wahl lokal in den Supermarkt kommt. Und nachdem wir im Packhouse gelernt haben, Mandarinen und Zitronen zu klassifizieren, können wir das auch bestätigen. Falls ihr mehr zu diesem Thema erfahren wollt, könnt ihr auch gerne unser Abenteuer Job in Gisborne nachlesen.Generell gilt in Neuseeland: Saisonales Obst und Gemüse im Supermarkt stammt tatsächlich auch aus lokalem Anbau
Neuseeländer kaufen lokal ein
Schön und nachahmenswert finden wir die Tradition der Bauernmärkte. In Neuseeland gehört der "Farmer’s Market" in jeder Stadt zum regulären Wochen- oder wenigstens Monatsprogramm. Viele Neuseeländer haben große Grundstücke und bauen selbst Obst und Gemüse an. Alles was über den privaten Verbrauch hinausgeht, wird auf den Märkten feilgeboten. Und nicht nur die frischen Erzeugnisse, sondern auch viel Eingekochtes oder zu Marmelade und Chutneys verarbeitetes. Herrlich. Von Olivenöl, Käse, selbstgebrautem Bier, Biofleisch, Likören oder Brot ist alles dabei was das Herz begehrt. Oft wird der Besuch beim Farmer’s market auch als Wochenendspaziergang ausgeweitet und das Angebot lädt zum Brunchen oder Verweilen ein. Wir fanden es toll und haben uns oft eine Kleinigkeit gegönnt. Es ist ein tolles Gefühl, zu wissen woher die Lebensmittel kommen.
Eine weitere nennenswerte Einkaufsmöglichkeit die an dieser Stelle erwähnt werden sollten, sind die „Bin Inns“. Läden in denen man Waren aus großen Eimern in seine eigenen Gefäße abfüllen kann. Dort gibt es meistens Nüsse, Hülsenfrüchte oder auch Trockenfrüchte, sowie Mehl, Reis oder Müsli zu sehr günstigen Preisen. Wir finden es eine herausragende Idee, es bedarf weniger Verpackungen und individuelles Abmessen ist ebenfalls möglich. Hier ein paar Eindrücke wie so etwas aussehen kann.
Parfümfrüchte und ein leichter Schwips
Eine Besonderheit, die uns im neuseeländischen Obstkörbchen begegnet ist: Feijoa. Sie wird auch als Ananas Guave oder chinesische Stachelbeere bezeichnet. Damit kann man erst mal nicht viel anfangen.
Die Geschmacksintensität hängt offensichtlich mit dem Reifegrad zusammen. Als wir Feijoa später nochmal probieren, sind wir begeistert. Und wir lassen uns unter anderem auch vom Feijoa Likör der Purangi Weinkellerei begeistern. Also falls es euch auf der Coromandel Halbinsel nach einer guten Pizza und einer Feijoa Likörverkostung dürstet, bei Purangi werdet ihr fündig.Wir fanden den Geschmack beim ersten Probieren zu überwältigend. Wie parfümiert. Zu viel des Guten
Es geht heiß her
Kein Neuseeland Aufenthalt wäre vollständig ohne die Kultur der Maori kennenzulernen. Sie sind stolze Krieger beim Haka, geschickte Poi poi Schwingerinnen und Bezwinger der Naturkräfte. Zumindest nutzen sie jene bestens zum Kochen mit heißem Dampf. In Rotorua gibt es ein lebendiges Maori Dorf. Alle 30 Minuten explodiert der Geysir und sprudelt heißes Wasser in die Luft. Und auch sonst dampft und brodelt es überall. Heißer Dampf direkt aus der Erdmitte. Die Maori machen sich diesen zu Nutze für ihren Erdofen, auch Hangi genannt. Fleisch und Gemüse werden morgens in den heißen Dampf gelegt und sind dann zum Abendessen dampfgegart. Slow cooking war noch nie so einfach und köstlich.
Unser Neuseeland Fazit
Zugegeben, Neuseeland ist international nicht für seine herausragende Küche bekannt. Was aber nicht heißt, dass es nichts zu entdecken gäbe. Es lohnt sich dieses Land zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen. Am besten isst es sich mit der Saison, wenn Früchte und Gemüse frisch und reif vom Baum bzw. Feld auf die Teller kommen. Und auch die einheimischen Spezialitäten wie Lamm oder Essen aus dem Hangi lohnen, probiert zu werden. Dazu ein gutes Gläschen Wein oder (Mikro-)Bier und es bleiben fast keine Wünsche offen.
Die Zugereisten brachten natürlich auch ihre Traditionen und Rezepte mit. Dieses multikulturelle Gepäck spiegelt sich auch in den Kochtöpfen und Pfannen wieder. Auf den ersten Blick scheint es vielleicht nur ein angelsächsischer Eintopf zu sein. Aber wenn man sich die Zeit nimmt, entdeckt man zwischen kultureller Vielfalt auch Neuseeland’s ganz eigene Note.Neuseeland ist und bleibt ein Einwandererland
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