Wellington - windy city
11.04.2016Neuseeland, Nordinselabenteuer
(0 Bewertungen)Wellington
Weil wir so lange nicht mehr gefahren sind: los - wir fahren mal eben 1000km am Stück. April, April.
Leider nicht - Kurzerhand müssen/wollen wir die Insel verlassen und fahren von Kerikeri (hoch im Norden der Nordinsel) bis nach Wellington (am südlichen Zipfel der Nordinsel).
Und dass nicht nur dieser Fahrtaufwand strapaziös, sondern manchmal auch das Wetter in Neuseeland - genauer: in der Hauptstadt Wellington -
sein kann, haben wir gelernt.
April, April
Nein, tatsächlich es ist kein Aprilscherz: Wir haben heute vor, von Aroha Island - hoch im Norden der Nordinsel - nach Wellington, ganz im Süden der Nordinsel, zu fahren. Naja oder zumindest soweit, wie wir kommen. Vor uns liegen also 900km auf dem State Highway 1 und mindestens 13h Autofahrt. Juchhee.Neuseeland ist kein Land, durch das man einfach durchfahren sollte
Tatsächlich kommen wir zunächst gut voran und erreichen schnell Whangarei, Warkworth und dann Auckland, wo uns ein bisschen Stau auf der stadtnahen Autobahn, oder Motoway wie es hier heißt, ausbremst. Wir machen Mittag in einer Raststätte, die „Autobahn“ heißt und genießen ein ausgewogenes Mahl - auf der einen Seite Burger, auf der anderen Seite Pommes. Nicht die beste Speise unserer bisherigen Reise, aber immerhin was Warmes im Bauch. Nach 11h Fahrt, rund um Lake Taupa und durch gefühlt endlose Gebirgszüge und Wälder (die für uns im Dunkeln völlig überraschend daher kommen) können wir einfach nicht mehr. Wir steuern einen Campingplatz in Mangaweka an und vor lauter Anstrengung ist die Laune nicht die Beste. Ganz fix essen wir eine Kleinigkeit und fallen anschließend kaputt in die Koje.
6 Stages, Regen und jede Menge gute Musik
Am nächsten Morgen geht es einigermaßen ausgeruht weiter und wir erreichen gegen 12 Uhr Wellington City Center. Punktlandung! Denn um 14 Uhr startet das Jim Beam Homegrown Festival, ein Musikfestival im Hafen von Wellington, das ausschließlich lokale Musiker auf die Bühnen bittet. Wir finden es total spannend, Festival auf neuseeländisch zu erleben und genießen die Atmosphäre von 6 verschiedenen Bühnen an der Wasserkante von Wellington verteilt. Da wir keinen der Acts kennen, ist für uns alles spannend und wir hören neugierig überall mal rein. Dazu wird das kühle Getränk des Hauptsponsors Jim Beam Cola gereicht. Und es wird Abwechslung geboten: von Rock über eher Folk, bis Raggae und Elektro. Und alle Kiwis gehen ab, trotz des mäßigen Wetters. Wir kommen mit einigen Leuten ins Gespräch und tanzen zu verschiedensten Klängen. Wellington zeigt uns wieder einmal sein wettertechnisch wahres Gesicht und erfrischt uns mit kühlem Wind, Regen und dicken grauen Wolken. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern und nehmen alle Festival Eindrücke vollends auf.
Der erste echte Eindruck der Hauptstadt
Die Nacht verbringen wir auf einem Parkplatz, den man als self-contained Fahrzeug als Stellplatz nutzen darf. Inmitten der Stadt nahe der berühmten Cuba Street. Aber das kostet auch...Am nächsten Morgen starten wir früh zum Farmers Market, der hier seinem Namen gerecht wird, denn es sind die lokalen Bauern (also naja ‘ eigentlich sind es eher asiatisch aussehende Bauern) die hier eine riesen Auswahl an Veggies zu unschlagbar günstigen Preisen verkaufen. Dazu kommen noch diverse Street Food Stände und wir bekommen wieder mal das Berlin‘feeling. Da wo gestern noch Bühnen und Absperrgeländer standen, sind heute Verkaufsstände und Laster in Hülle und Fülle. Anschließend statten wir dem Hostel, das uns die ersten beiden Nächte in Wellington beherbergte, einen Besuch ab. Freundlicherweise hat man dort während der letzten 2 Monate unsere Post gesammelt und wir nehmen einen Stapel an Briefen mit. Oho, wir sind also Autobesitzer. Und eine Versicherung haben wir auch. Und eine Steuernummer ‘ ungemein wichtig und residential fühlt man sich mit so wichtiger Post.
Unseren Stellplatz finden wir dann etwas außerhalb des Stadtzentrums in einem Yachthafen, wo self‘contained Campervans stehen dürfen. Den restlichen Abend ruhen wir dann nur noch unsere festivalgeplagten Beine aus und planen die nächsten Tage. Am nächsten Morgen nehmen wir dann erstmals die 5km lange Strecke zwischen Stellplatz im Yachthafen und der Innenstadt in Angriff. Es ist windig und kühl und ohne Jacke geht gar nichts. Aber Wellington heißt nicht umsonst „cutest little capital in the world“: Es ist überschaubar, hat jede Menge zu bieten und alles ist zu erlaufen. Von der kultigen Einkaufsmeile Cuba Street mit Restaurants und Cafes, über Street Food und Local Brew Bars am Hafen bis hin zu Natur und Kultur in und um die Stadt. Am Abend treffen wir an unserem Stellplatz auf Steve. Er erzählt uns, dass er ein Boot hat und irgendwie kommen wir dann auf Jobsuche usw. und er bietet uns an, dass wir ihm helfen können, sein Boot zu renovieren. Wir sind gleich hellauf begeistert ob der neuen Arbeitsperspektive und tauschen Kontaktdaten aus.
Hoch den Berg, runter den Berg. Und wieder rauf
Wellington liegt umgeben von Natur und diese wollen wir am Dienstag erkunden. Wir starten eine Wanderung auf den Mount Victoria, der zum Green Belt ‘ also zum grünen Gürtel ‘ um die Stadt ringsum gehört. Der Pfad führt wie immer steil bergauf, dann wieder steil bergab, um dann nach der nächsten Kurve wieder berghoch zu verlaufen. Für die Kiwis zählt offensichtlich nicht nur das Ziel, der Weg dorthin muss schon auch was zu bieten haben. Mount Victoria ist großzügig mit Wald und diversen Wanderwegen gestaltet. Man kann sich gut vorstellen, wieso Peter Jackson in diesem Gebiet Szenen für den ersten Teil der Herr der Ringe Triologie filmen ließ.
Oben auf dem Berg angekommen, erwartet uns eine grandiose Aussicht und erstmals ein gewisser Ãœberblick über die Stadt von oben. Traumhaft, wie hier die Sonne scheint ‘ aber dennoch ist es ziemlich kalt. Darüber erfahren wir hier auch mehr, denn den beiden Antarktisforschern Byrd und Siple wurde hier oben ein Denkmal gebaut. Letzterer der beiden Forschern hat sich mit dem sogenannten Wind Chill Effect befasst, der die gefühlte Temperatur bei Wind um einige Grad drastisch sinken lässt. Das spürt man hier oben nur zu deutlich und wir machen uns bald an den Abstieg. Natürlich nicht ohne vorher die Stelle zu suchen, an der die Hobbit Hideout Szene gedreht wurde. Für alle die sich nicht erinnern, im ersten HdR Teil verstecken sich die 4 Hobbits vor dem Nasgul (großer, böser Reiter in Schwarz) unter einer großen Baumwurzel. Diese Szenen sind alle hier um Mt. Victoria gedreht worden. Wir laufen alle Wege ab, kriechen sogar ein bisschen im Wald herum, aber man muss schon viel Fantasie mitbringen, um diese Stelle wiederzuerkennen. Liegt wohl auch daran, dass Teile der Szenarie nur für den Shot gebaut und anschließend wieder entfernt wurden.
Kein Job für uns
Am Nachmittag erhalten wir einen Anruf von einer lokalen Marketing Firma, die uns für den nächsten Tag zu einem Vorstellungsgespräch einlädt. Wir sind gespannt, was auf uns zu kommt und planen schon mal die Garderobe. Herausgeputzt ‘ so gut es geht ‘ sind wir pünktlich um 14 Uhr zu unserem Termin am Lambdon Quay und müssen zunächst erstmal Fragebogen ausfüllen. Anschließend werden wir in ein Büro gebeten und führen eine nette Unterhaltung mit einem Vertreter der Firma. Nach dem Gespräch wissen wir beide schon, dass das nichts für uns ist. Wir sind nicht 10.000e Kilometer um die Welt gereist, um jetzt in Neuseeland Klinken zu putzen für dubiose PayTV‘Angebote. Die sollen wir nämlich an den Mann bringen, doch wir wollen lieber in anderen Jobs Erfahrungen sammeln. Den Rest des Tages verbringen wir in der Bibliothek, die wie bisher jede andere hervorragend ausgestattet ist: kostenloses Internet und Stromanschlüsse und jede Menge Arbeitsplätze. Bibliotheken sind hier genauso beliebt wie auch Secondhand Buchläden. Bücher sind hier nämlich unheimlich teuer. Für ein neues Taschenbuch zahlt man hier im normalen Laden um die 35 NZ$, was umgerechnet ca. 21 € entspricht. Da bekommen natürlich gebrauchte Bücher plötzlich einen ganz neuen Stellenwert. Für mich als Leseratte ist das echt bitter, aber ich habe mich bisher mit ausgedienten Bibliotheksbüchern über Wasser gehalten. Die gibt es nämlich schon mal für 1 NZ$ pro Stück in der großen Wühltheke, aber auch da muss man natürlich Glück haben und ein interessantes Exemplar erwischen.
Per Cable Car zum Botanical Garden
Am Donnerstag haben wir uns die Besichtigung des Botanischen Gartens vorgenommen. Auch hier muss man die Politik der Kiwis einfach loben: denn dieser ist, genau wie das Te Papa (Nationalmuseum) oder auch das Parlament, völlig kostenfrei zu besichtigen. Das macht Kultur hier für alle gleichermaßen erlebbar und zugänglich.
Um zum Botanischen Garten zu gelangen, kann man entweder laufen oder man gönnt sich den Spaß mit dem Wellington Cable Car den Berg hochzufahren. Wir lassen uns den Spaß nicht nehmen und genießen die farbenprächtige Fahrt im historischen Gefährt. Der Botanische Garten bietet viel Wissenswertes rund um einheimische und fremde und Pflanzen und Bäume. Wir genießen unsere Mittagspause inmitten von berauschenden Blüten im Duftgarten. Anschließend schnuppern und belesen wir uns durch den Kräutergarten und erfreuen uns am Lady Norwood Rosengarten.
Zum Abschluß bewundern wir noch die Peace Flame und begreifen erst durch die Infotafel den Hintergrund: diese wurde als Symbol von Hiroshima an Neuseeland überreicht, da diese Nation bereits seit 1984 atomfrei ist. Vorbildlich, wie auch in vielen anderen Bereichen. Am Nachmittag beginnt es heftig zu Stürmen und wir sind froh, als wir den langen Heimweg zu Marty unbeschadet geschafft haben.
One of the cutest, smallest capitals in the world
Es bleibt auch am nächsten Tag stürmisch und es bewahrheitet sich, dass Wellington als windigste Stadt der südlichen Hemisphäre gilt. Freitagnacht genießen wir endlich mal wieder ein bisschen Großstadtflair und besuchen den Night Market. Es gibt zahlreiche Stände mit allerlei internationaler Küche und verschiedenen Leckereien zum Probieren. Das ganze wird begleitet von Live Music und es sind viele Leute unterwegs, was das bunte Treiben gut unterstreicht. Ãœberhaupt merkt man schnell, dass man hier in einer Großstadt ist ‘ es ist ständig was los.
Am Samstag Nachmittag sowie Abend besuchen wir ein Thai Festival am Hafen, mit einer Bühne für Tanzaufführungen, Essen zum Verkosten, Ausstellungen von goldverzierten Gewändern und Masken. Wir lassen uns von der Musik verzaubern und den Tag ausklingen, den wir heute mit dem Besuch der alten Government Buildings, des größten Holzgebäudes Neuseelands, verbracht haben. Außerdem haben wir uns im Super‘Sonderangebot Wetsuits, also Ganzkörper‘Neoprenanzüge für diverse Wassersport Aktivitäten, gekauft. Dieses Schnäppchen mussten wir natürlich in einer Bar am Hafen in Sitzsäcken sitzend mit einem „local brew“ feiern. Das o.g. Super‘Sonderangebot nutzten wir gleich am Sonntag nochmal und besorgten uns auch ein Zelt für die Great Walks. Man kann die mehrtägigen Touren günstiger mit Zelt absolvieren, als teure Hütten zu buchen. Und da wir ja noch so einiges auf der To‘Do Liste haben, schlagen wir da gleich zu und rüsten uns aus.
Am Montag, 11.04. besichtigen wir das Parliament Building, auch „Beehive“, also Bienenstock, genannt. Mit einer Führung kann man das Plenum und die Parlamentarier‘Bibliothek anschauen und wir lernen viel über die aktuelle Regierung Neuseelands und auch das politische System im Allgemeinen. Wir finden, die Politik in Neuseeland ist deutlich näher an den Menschen dran und es gibt mehr Mitspracherecht bei der Gesetzgebung. Kurz nach dem Mittag ruft uns Steve Bell an, um mit ihm die Details für die Renovierung seines Boots zu besprechen. Dabei vereinbaren wir, dass wir ihn erstmal auf seiner Farm in der Nähe von Hastings (ca.4 Std Fahrt von Wellington) aufsuchen und dort alles weitere besprechen. Dort habe er auch erstmal Arbeit für uns. Wir kündigen uns für Mittwochabend auf seiner Farm an und bereiten uns auf den baldigen Abschied von Wellington vor. Den Nachmittag verbringen wir mit ein bisschen Müßiggang auf der Cuba Street und genießen dort Kaffee und Kuchen, bevor es für uns am nächsten Tag weiter gehen soll.
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